Alemannischer Literaturpreis

Infos

Der Alemannische Literaturpreis wurde 1980 mit dem Ziel, die Literatur aus dem Alemannischen Sprachraum zu fördern, ins Leben gerufen. Das Ausschreibungsgebiet umfasst den alemannischen Sprachraum, einschließlich Vorarlberg, Deutschschweiz und Elsass. Die erste Preisverleihung fand im Jahr 1981 statt. Zunächst wurde der Preis alle zwei Jahr vergeben, später wurde der Turnus auf drei Jahre verlängert. Die Träger des Alemannischen Literaturpreis sind: Stadt Waldshut-Tiengen, Südkurier Konstanz und Sparkasse Hochrhein. Das Preisgeld beträgt 10.000 Euro. Der Alemannische Literaturpreis wird verliehen von der Stadt Waldshut-Tiengen und dem Südkurier mit Unterstützung der Sparkasse Hochrhein. Eine Eigenbewerbung ist nicht möglich. Nachfolgend finden Sie die Träger des Alemannischen Literaturpreises von 1981 bis heute.

2020 - Christoph Keller, Schweiz

Der in St. Gallen lebende Autor Christoph Keller wurde von der Jury mit dem Alemannischen Literaturpreis 2020 ausgezeichnet. Der Schweizer Schriftsteller erhielt die Auszeichnung für seinen Roman „Der Boden unter den Füßen“, der 2019 im Züricher Limmat-Verlag erschienen ist.

Eine selbsterwählte Quarantäne als Maßnahme, um die Folgen des eigenen Handelns kritisch zu reflektieren: „Indem der Autor seinen Ich-Erzähler zu dieser radikalen Form der Schuldverarbeitung greifen lässt, nimmt er in prophetischer Weise den durch die Corona-Pandemie angestoßenen Diskurs über nachhaltiges Wirtschaften vorweg“ (Jury Alemannischer Literaturpreis).

Christoph Keller, 1963 in St. Gallen geboren und aufgewachsen, ist der Autor zahlreicher preisgekrönter Romane. Der Schriftsteller lebte zeitweise in den USA, bevor er in seine Heimatstadt St. Gallen zurückkehrte. Verheiratet ist er mit der US-amerikanischen Lyrikerin Jan Heller Levi.

Durch eine im Jahr 1978 festgestellte schwere Muskelerkrankung ist Christoph Keller seit vielen Jahren auf die Nutzung eines Rollstuhls angewiesen. Seine körperliche Behinderung thematisiert er auch in seiner literarischen Arbeit immer wieder aus der Perspektive der Gesellschaft.

2017 - Arno Geiger, Österreich

Arno Geiger, 1968 geboren, lebt in Wolfurt und Wien. Für sein literarisches Schaffen wurde er mehrfach ausgezeichnet. Neben dem Alemannischen Literaturpreis 2017 für sein Gesamtwerk, erhielt er u. a. den Deutschen Buchpreis (2005), den Hebel-Preis (2008), den Hölderlin-Preis (2011), den Literaturpreis der Adenauer-Stiftung (2011) und den Joseph-Breitbach-Preis (2018).

Aus der Jurybegründung: "Geigers Texte sind unspektakulär und beherrschen die absichtslos erscheinende Kunst des Kunstlosen. Es sind alltägliche Störungen und Irritationen, die den narrativen Prozess in Gang setzen: ein Wohnungseinbruch (in „Alles über Sally“), die zunehmende Demenz des Vaters (in „Ein König in seinem Exil“), ein einsamer Sommer in Wien (in: „Selbstporträt mit Flusspferd“). Arno Geiger ist kein Autor der großen literarischen Gesten, sondern der stillen, beharrlichen Empathie."

 

2014 - Thomas Hürlimann, Schweiz

Thomas Hürlimann, 1950 in Zug geboren, studierte Philosophie in Zürich und Berlin. Er ist Verfasser zahlreicher Theaterstücke, Erzählungen und Romane, zuletzt »Vierzig Rosen« (2006). Sein Roman »Der große Kater« wurde mit Bruno Ganz in der Hauptrolle verfilmt. Für sein Schaffen wurde Hürlimann mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. dem Rauriser Literaturpreis (1982), dem Joseph-Breitbach-Literaturpreis (2001), dem Jean-Paul-Preis (2003), dem Thomas-Mann-Preis (2012). Die Jury würdigt mit dem Alemannischen Literaturpreis 2014 das Gesamtwerk von Thomas Hürlimann. Mit der stilistisch und erzählerisch meisterhaften Tetralogie „Das Gartenhaus (1989), „Der große Kater“ (1998), „Fräulein Stark“ (2001) und „Vierzig Rosen“ (2006) setzt er dem Schweizer Bürgertum ein kritisches Denkmal. Mit Theaterstücken wie „Großvater und Halbbruder“ (1981) und „Der Gesandte“ (1991) thematisiert er in der Tradition von Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt die Verwicklungen und Verstrickungen seines Heimatlandes in sich selbst und in den Nationalsozialismus. Das literarische Werk von Thomas Hürlimann, der aus dem eigenen Erleben schöpft und dieses Erleben ins Exemplarische übersetzt, zwingt zur Reflexion ohne Bevormundung. Die Jury lobt ausdrücklich auch die „unbändigen komödiantischen Talente“ (Peter von Matt) des Schriftstellers und Dramatikers, die sich seinem barocken Hintergrund verdanken – die Zuger Gegend der Schweiz, in die Thomas Hürlimann hineingeboren wurde, ist geprägt von katholischer Bilderlust.

2011 - Peter Stamm, Schweiz

Der 1963 in Scherzingen im Kanton Thurgau geborene Autor Peter Stamm hat sich als Verfasser von Erzählungen und Romanen einen Namen gemacht. Die Jury begründete ihre Wahl mit dem sehr eigenen. verknappten und lakonischen Stil des Autors. Dem Schriftsteller, der zuletzt mit dem Roman "Sieben Jahre " (2009) und dem Erzählband "Seerücken" (2011) in Erscheinung getreten ist, gelinge es, in den Leerstellen seiner Texte das Unausgesprochene mitschwingen zu lassen, das seine im emotionalen wie sprachlichen Ausdruck gehemmten Figuren niemals artikulieren könnten. Dadurch ziehe er, so die Jury, seiner von Einsamen, Unbehausten und Glückssuchern besiedelten Prosa eine zweite Ebene ein, die sie zum atmosphärischen Schwingen bringe.

2008 - Peter Weber, Schweiz

Peter Weber, geboren 1968 in Wattwil/Toggenburg, lebte nach seiner Schulzeit mehrere Jahre in Zürich und ist seit 1992 mit einem Generalabonnement der Schweizerischen Bundesbahn viel unterwegs. Peter Weber hat als Zwanzigjähriger zu schreiben begonnen. Sein 1993 bei Suhrkamp veröffentlichter erster Roman "Der Wettermacher" wurde als origineller Wurf gefeiert und trug dem Autor mehrere renommierte Literaturpreise ein. Für sein Werk "Die melodielosen Jahre" erhielt Peter Weber den Alemannischen Literaturpreis 2008.

2005 - Karl-Heinz Ott, Deutschland

Karl-Heinz Ott wurde 1957 in Ehingen bei Ulm geboren. Er besuchte ein katholisches Internat und studierte Philosophie, Germanistik und Musikwissenschaft. Anschließend arbeitete er als Dramaturg in Freiburg, Basel und Zürich. 1998 erschien sein erstes Romandebüt "Ins Offene", das mit dem Förderpreis des Hölderlin Preises und mit dem Thaddäus-Troll-Preis ausgezeichnet wurde. Für seinen zweiten Roman "Endlich Stille" erhielt Karl-Heinz Ott den Alemannischen Literaturpreis 2005.

2002 - Martin Walser, Deutschland

Martin Walser(*1927 in Wasserburg - † 26.07.2023 in Überlingen) lebte in Überlingen am Bodensee. Er hat für sein literarisches Werk zahlreiche Preise erhalten, darunter 1981 den Georg-Büchner-Preis und 1998 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels. "Heimatschriftsteller", so hat dieser radikale Herrschafts- und Titel-Feind einmal geäußert, das sei überhaupt der einzige Ehrentitel, den er akzeptiere. "Heimat ist demnach der innerste Kern von Martin Walsers Wunschleben. Schreibend möchte er da hin.  Das war bis zueletzt gültiger Antrieb für den Schriftsteller und "Hiesigen" Martin Walser. Aus Anlass seines 75. Geburtstages erhielt Martin Walser den Alemannischen Literaturpreis 2002 für sein Gesamtwerk.

1999 - Arnold Stadler, Deutschland

Arnold Stadler wurde 1954 in Meßkirch geboren und wuchs auf einem Bauernhof im Nachbardorf Rast auf. Er studierte katholische Theologie in München und Rom, anschließend Germanistik in Freiburg und Köln. Seit 1995 lebt er überwiegend in Rast. Er erhielt 1998 den Marie-Luise-Kaschnitz-Preis und 1999 den Georg-Büchner-Preis.

Den Alemannischen Literaturpreis 1999 erhielt er für seinen Roman "Ein hinreißender Schrotthändler".

1996 - Hermann Kinder, Deutschland

Hermann Kinder(*1944 in Thorn - † 2021 in Konstanz) wurde 1944 in Thorn geboren. Er wuchs auf in Münster i. W., studierte deutsche und niederländische Philologie und lehrt in Konstanz Germanistik und Literatursoziologie. Den  Alemannischen Literaturpreis 1996 erhielt er für sein Gesamtwerk. Aus der Jurybegründung: "Die Virtuosität mit der Hermann Kinder erzählt, die Unangestrengtheit, mir der er Geschichte und Geschichten in immer neuen Sprech- und Sehweisen referiert, erreichen nur wenige Schriftsteller unserer Zeit".

1993 - Robert Schneider, Österreich

Robert Schneider wurde 1961 in Bregenz geboren und wuchs im vorarlbergischen 68-Seelen-Dorf Meschach auf. Nach dem Studium der Komposition, Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte kehrte er wieder nach Meschach zurück. Hier entstand sein Roman "Schlafes Bruder", für den er zahlreiche in- und ausländische Preise erhielt - u.a. auch den Alemannischen Literaturpreis 1993.

1990 - Markus Werner, Schweiz

Der Schweizer Markus Werner wurde 1944 in Eschlikon (Thurgau) geboren und lebt in Opfertshofen bei Schaffhausen. Nach seiner Matura im Jahre 1965 studierte er Germanistik, Philosophie und Psychologie an der Universität in Zürich. Von 1985 bis 1990 war er Lehrbeauftragter am Gymnasium Schaffhausen.

Markus Werner erhielt den Alemannischen Literaturpreis 1990 für sein Gesamtwerk: damals bestehend aus den Romanen "Die kalte Schulter", "Zündels Abgang"  und "Froschnacht".

1987 - Franz Hohler, Schweiz

Franz Hohler wurde 1943 in Biel geboren, er wuchs auf in Olten, studiert Germanistik und Romanistik und lebt heute in Zürich. Franz Hohler ist bekannt für seine Hörspiele und Fernsehfilme, er schrieb Theaterstücke, publizierte Gedichte, Erzählungen und Romane, nahm Schallplatten mit eigenen Chansons auf. Am bekanntesten wurde er wohl durch sein Kabarettprogramm als "Mann mit dem Cello".

Er erhielt den Alemannischen Literaturpreis 1987 für sein Gesamtwerk.

1985 - Manfred Bosch, Deutschland

Manfred Bosch zählt zu den vielseitigsten Persönlichkeiten der badischen Literaturszene. Er wurde in Bad Dürrheim geboren und ist in Radolfzell aufgewachsen. Als Autor, Herausgeber, Literaturkritiker, Lektor, Redakteur und Publizist hat sich auf zahlreichen Gebieten einen Namen gemacht. Er gilt außerdem als ausgewiesener Fachmann für moderne Regionalgeschichte für dei Zeit der Arbeiterbewegung und des Nationalsozialismus.

Er erhielt den Alemannischen Literaturpreis 1985 für sein Werk "Als die Freiheit unterging" - von Verweigerung, Widerstand und Kampf gegen den Nationalsozialismus in Südbaden 1930 - 1945.

1983 - Maria Beig, Deutschland

Maria Beig(*1920 in in Senglingen - † 2018 in Friedrichshafen) wurde 1920 in eine kinderreiche oberschwäbische Bauernfamilie hineingeboren. Nach der Ausbildung zur Hauswirtschaftslehrerin war sie im Schuldienst tätig. Sie heiratete und zog nach Friedrichshafen.

Nach ihrer vorzeitigen Pensionierung veröffentlichte sie mit überaus großem Erfolg ihren ersten Roman "Rabenkrächzen", für den Sie u.a. den Alemannischen Literaturpreis 1982 erhielt.

1981 - Ernst Burren, Schweiz

Ernst Burren ist ein schweizer Mundartdichter und wurde 1944 im solothurnischen Oberdorf geboren. Dort lebt er heut noch weil er, wie er sagt, "dort alles erleben kann, was ihn interessiert - Kinder, Erwachsene von der Geburt bis zum Tod". Für sein Werk erhielt er viele Auszeichnungen, zuletzt den Literaturpreis des Kantons Bern für "Blaui Blueme".

Ernst Burrren erhielt den ersten Alemannischen Literaturpreis 1981 für sein Gesamtwerk, welches ausschließlich in Mundart geschrieben ist.