Langenstein Tiengen
Der „Lange Stein“ oder auch „Langenstein“ steht schon seit einiger Zeit in Tiengen nahe des Wutachufers. Früher hieß er noch „Chindlistei“, was sich aus dem Dialekt etwa mit „Kindleinstein“ übersetzen lässt. Einer Legende nach lebte in ihm eine gute Fee, die ihre Hilfe bei Unfruchtbarkeit anbot. Deshalb wurden hier früher vermutlich Furchtbarkeitsriten und Ehen vollzogen, was ihm wohl seinen damaligen Namen verlieh.
Es handelt sich bei dem Langenstein um einen 5,92 Meter hohen Nagelfluh-Pfeiler. In ihm sind Kieselsteine enthalten, deren Ausrichtung darauf schließen lassen, dass der Stein vor langer Zeit von Menschen aufgerichtet wurde. Dass er außerdem extra an diesen Ort transportiert wurde, wird seit dem Jahre 1936 vermutet, als bei Ausgrabungen unter dem Stein verbranntes Holz gefunden wurde, welches eventuell als Transportrollen genutzt wurde. Wissenschaftler vermuten außerdem, dass der Stein schon während der Jungsteinzeit hierher gebracht wurde. Der Ort wurde dabei weise gewählt, denn er befindet sich genau am Schnittpunkt der ost-westlich verlaufenden Völkerstraße des Rheintals und der nord-westliche verlaufenden Aaretal-Straße. Außerdem war der Standort am Wutachufer ideal für die Trinkwasser- und Lebensmittelversorgung.
Über die Jahre entwickelte sich der Stein weiter zu einem wichtigen Versammlungsort für die Tiengener Bürger. Im Jahre 1524 kamen die Tiengener hier zusammen und beschlossen, sich zur Reformation zu bekennen. Außerdem ist belegt, dass er im Mittelalter bis mindestens ins 17. Jahrhundert als Gerichtsstätte des Kaiserlichen Klettgauer Landgerichts diente. Und auch noch während der NS-Zeit wurde der Ort als Germanische Thing-Stätte genutzt und zu Propagandazwecken missbraucht.
Heute ist er bekannt als südlichster Menhir Deutschlands und der größte der vier Menhiren am Hochrhein. Für Ruhesuchende ist er der ideale Kraftort, um seine besondere Ausstrahlung auf sich wirken zu lassen.